Donnerstag, 1. Dezember 2016

Eselsbrücke

Heute kam die liebe Tochter stolz zu mir und präsentierte mir ihre großartige Idee. Sie habe den perfekten Spickzettel erfunden. Warum er perfekt wäre? Weil niemand ausser ihr wisse, dass es ein Spickzettel ist! Sie werde ihn einfach offen auf dem Tisch liegen lassen ohne dass es jemanden stört.

Hier ist er:



Ja... so habe ich auch geguckt. Aber was sie mir dann erklärte, war schon fast genial:
Dieses Bauwerk hilft bei der Prozentrechnung. Wie? Das versuche ich jetzt zu erklären. Da ich noch mit Dreisatz und nicht mit Stiften gelernt habe, fehlt hier ein Zwischenschritt, den die Kinder heute scheinbar als gegeben weglassen dürfen.
Also wir nehmen mal folgendes an:

lila sei W, der Prozentwert
grün sei G, der Grundwert und
braun sei P, der Prozentsatz

Ausserdem brauchen wir noch den geheimen Geheimdingens "x/100" (das ist der Teil, den die einfach weglassen bzw. als gegeben annehmen)

Und nun kann man lustig losrechnen
Nehmen wir an, 80 Kinder fahren zur Schule, das sind 40% der Kinder. Wie viele Kinder sind in der Schule? Ich habe
Prozentwert (lila) 80 und
Prozentsatz (braun) 40%

Mir fehlt der Grundwert (grün), deshalb halte ich den grünen Stift zu. Was bleibt? Genau!

lila
-----
braun

Jetzt noch die Geheimzutat und ich habe
80/0,4

Weil das doof ist, erweitern wir mit 10 und haben
800/4= 200!
200 Schüler sind an der Schule.

Na? Dämmerts?

Andersrum!

200 Schüler sind an der Schule, es fahren 40%
Da mir der Prozentwert fehlt, halte ich lila zu und erhalte
grün mal braun!
wieder Geheimpulver drüber:
200 x 0,4 = 80!

Unter hysterischem Lachen ein letzter Test!

200 Schüler, 80 fahren Rad, wieviel Prozent sind das?
uns fehlt der Prozentsatz also decken wir braun zu und was bleibt? Richtig!
lila
-----
grün
*Streu streu*

80/ 2 = 40
40
VIERZIG!

HAHAHAHAAAAA Die Welt gehört mir!

Ok, meiner Tochter.

Freitag, 11. November 2016

Was ist Twitter? Meine persöniche Selbstbeweihräucherung und eine Massen- Nonmention

Ja, ich weiß, es gibt schon zahlreiche Sichtweisen, was Twitter ist, wann man es durchgespielt hat oder was irgendwelche Gesetze wollen. Aber eben nicht von mir.

Als ich mich 2009 bei Twitter registrierte, hielt ich Twitter für einen Kurznachrichtendienst.
So etwas wie eine Lokalzeitung, nur viel schneller. So folgte ich zunächst mehr oder weniger offiziellen Quellen aus der Nachbarschaft, ein wenig Verwandschaft und den bekannten Größen meines Hobbys.



Ich wollte natürlich nicht nur konsumieren, deshalb folgte im November mein erster Top- Tweet.

Damit man den Witz versteht sei angemerkt, dass dieser bis zum heutigen Tage keine markierte Beachtung gefunden hat. Kann sich ja nach Redaktionsschluss geändert haben.

So richtig sprang der Funke aber nicht über. Wem folgen denn die? Aha... ein bisschen Prominenz aus Film und Fernsehen zog in meine Timeline und die Erkenntnis, dass Twitter etwas anderes sein könnte. Damen und Herren und manchmal war ich mir nicht sicher, gnadenlose Einblicke in die Realität anderer aber auch das mehr oder weniger schillernde Leben von Kunsfiguren, alltägliches, auf den ersten Blick Banales in 140 Zeichen, im Vorbeigehen aufgeschnappt. Twitter wurde zur Stammkneipe.



Hier und da schnappte ich etwas auf, wollte verweilen, mehr erfahren oder mir ganz schnell die Ohren zuhalten.
Hatte übrigens immer noch keinen interessiert.

Manchmal stand man sich auch mit Rat und Tat zur Seite...



... und gab ungefragt Kulturtipps. (damals noch ohne hashtag)

In dieser Stammkneipe gab es- jedenfalls in meiner Phantasie auch eine kleine Bühne wo mehr oder weniger begnadete Wortakrobaten ihre poiniterten Meinungen zum Besten gaben.


Ich habe mich köstlich amüsiert, mich beachtete jedoch scheinbar niemand.

 Ein ganzes Jahr las ich nur mit oder schaute gar nicht in dieses Universum, das sich mir einfach nicht erschließen wollte.

Eine neue Gruppe von Menschen hielt  in meine Timeline Einzug. Leute, die im weitesten Sinne aus meinem Berufsfeld kamen, und solche, die scheinbar eine ähnliche Lebenswelt wie ich hatten.
Plötzlich fühlte ich mich verstanden, ohne ein Wort gesagt zu haben. Andere fühlten genau wie ich, mit den verrücktesten Gefühlen war ich nicht mehr allein.



...und viele weitere. Alles #ff aus tiefstem Herzen


Und auch meinen allerersten Stern konnte ich ergattern!


Andere Tweets zündeten nur in meinem Kopf


Ich merkte, wie hilfreich es sein kann, Sachen einfach mal aus dem Kopf zu bekommen. Mit oder ohne Sternen/ Herzen. Natürlich wäre es gelogen, wenn ich behaupten würde, die ersten 25er wären mir letztes Jahr egal gewesen. Oder der erste 100er in diesem Jahr. Aber die andere Seite wurde noch viel wichtiger an Twitter:

Ich freute mich über das Auftauchen bestimmer Profilbilder, egal welcher Text dahinter kam, ich begann mit mir völlig Unbekannten Menschen zu lachen und zu leiden, zu fragen und zu antworten, sah Beziehungen entstehen und zerfallen, Menschen am Boden zerbersten und- meist- doch wieder aufstehen.
Ich begann, psychische Krankheiten besser zu verstehen, weil Betroffene den Mut hatten offen darüber zu sprechen und merkte wie oft man selbst auf dem schmalen Grat steht.

Twitter war nicht mehr nur Lokalzeitung und Stammkneipe, nicht nur Standup- Bühne und Lehrerzimmer, nicht nur Vätergruppe und Familientherapie, nicht nur Nachbarschaftsfest und Hobbykeller,

Twitter war- ist viel mehr als das alles zusammen. Twitter, das sind die liebgewonnenen mehr oder weniger verrückten aus meiner Hosentasche.

Danke dafür!

PS. In ein paar Tagen spiele ich dann das nächste Level frei und treffe mich mit ein paar von ihnen.